Es geht doch absolut nichts, aber auch gar nichts über ein frisch gezapftes Bier. Vor Jahren habe ich daher mehrmals Anläufe unternommen – die allesamt scheiterten: Ich hatte es mit 5l-Fässern und den dazugehörigen CO²-Patronen versucht. Unausgegorene Technik – im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht praxistauglich, schlechte Bierqualität…. „Richtige“ Zapfanlagen waren mir zu teuer, umständlich in der Handhabung etc…

Zur Fussball-WM in Deutschland bin ich dann auf einer Party im Bekanntenkreis über die Philips PerfectDraft-Zapfanlage (PPD) gestolpert. Das Teil hat mich technisch und praktisch sofort überzeugt. Kurz darauf hab ich das Teil dann gekauft, allerdings in der Sparversion (ohne Anzeige des Faß-Füllstandes).  Seit dem ( Oktober 2010) habe ich eine 2. PPD-Zapfanlage (nun in der Luxus-Ausführung) und betreibe beide Zapfanalagen als Hochferfügbarkeits-Raid (Raid 1). Grob überschlagen dürften bisher locker 400 Fässer durch beide Anlagen gepumpt worden sein. Uns ich bin immernoch begeistert von diesem Teil – und habe so jederzeit den absolut perfekten Biergenuss.

Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Zunächst ist das die Technik:
  • Die Zapfanlage selbst ist äußerst kompakt und leicht gebaut, die aktive Kühlung erfolgt zweistufig über ein Peltier-Element und elektrischem Lüfter (z.B. wie in vielen Elektro-Kühlboxen der mittleren Preisklasse) -> kein dauerhaftes Kompressor-Geräusch -> sehr leises Betriebsgeräusch!
  • Das Bier wird mittels Luftdruck aus dem Fass gepresst -> hierzu ist ein kleiner Kompressor eingebaut (hört sich allerdings an wie das Nebelhorn der Queen Mary II)
  • Der eigentliche Clou: das Fass selbst (6 Liter Netto) ist eine aufwändige Konstruktion: der Behälter ist als Mehrweg-Verpackung konzipiert, in dem Fass befindet sich ein Kunststoff-Beutel, der das Bier hermetisch von der Außenluft abschirmt. Somit kommt das Bier vor dem Verlassen des Zapfhahns nie mit Luft in Kontakt und bleibt frisch. Der Hersteller garantiert dies für 30 Tage nach dem ersten Anstich. Das Herauspressen des Inhalts erfolgt durch Einfüllen von komprimierter Luft zwischen Fass und Beutel.

Die praktische Handhabung:

  • Das Bestücken der Zapfanlage schaffe ich mittlerweile innerhalb von 20 Sekunden (incl. Austausch eines in der Alage befindlichen leeren Fasses)
  • Bei Bedarf kann man die Fässer aus der Anlage entnehmen und für mind. 30 Tage (ohne Qualitätsverlust) zwischenlagern
  • Die Anlage ist in der Lage, ein Fass von Zimmertemperatur innerhalb von ca 12 Stunden auf Zapftemperatur (+3°C) herunter zu kühlen.  Eine Vorkühlung im Tiefkühlschrank ist kein Problem -> nach ca. 4 Stunden ist hier die Zapftemperatur erreicht. Vorsicht: die Belastungsgrenze der Fässer ist nach meinen Erfahrungen nach ca. 12-16h erreicht (bei ca -20°C), siehe Bild:
  • Mit 2 Zapfanlagen und einem Tiefkühlschrank lässt sich ein unterbrechungsfreier Party-Betrieb für 6-10 Personen realisieren (bereits erprobt)
  • Die Leergut-Entsorgung (Pfand: 5€ pro Fass) ist extrem  easy: mit einer Hand lassen sich problemlos 4 Fässer (entspricht 24 Liter netto) zum Auto tragen (versuch das mal mit einer vergleichbaren Litermenge Bierkästen)
  • Ein perfekt gefülltes Bierglas ist (mit der richtigen Zapf-Technik) steht nach 10 Sekunden Zapfen zur Verfügung (muss man allerdinsg lernen – nach meinen Beobachtungen schaffen es manche Leute nie)

Soziale Auswirkungen:

eine solche Zapfanlage führt endlich zu sinnhaften Gesprächsinhalten bei Gesprächen mit Besuchern in der eigenen Wohnung – sofern sich diese ausreichend für den extrem gesteigerten Lebensstandard begeistern lassen (bei Singles kein Problem, bei Paaren ist eine auffällige Zurückhaltung zu bemerken sobald über die notendigen Investitionskosten gesprochen wird und die weibliche Hälfte in Hörweite ist). Das Ansehen eines Zapfanlagen-Besitzers steigt deutlich innerhalb seines sozialen Umfeldes (nicht zuletzt durch die stillschweigende Bewunderung der männlichen Hälfte oben besagter Paare) – UND: man wird immer öfter zu Party’s eingeladen (mit der beiläufigen Bitte, die Zapfanlage(n) mit zu bringen). Dies übrigens auch bei Leuten, die zunächst eine solche Zapfanlage belächeln, verteufeln bzw. als „Blödsinn“ abtun (auch wieder eigene Erfahrung).

Tipps und Tricks:

Vor dem Einlegen eines neuen Fasses fülle ich immer ein wenig Spiritus auf die Kühlplatte der Zapfanlage. Ich erschlage damit 2 Probleme:

  • Zwischen Kühlplatte und Fassboden befindet sich ein kleiner Luftspalt, in dem gern Luftfeuchtigkeit kondensiert. Nach einigen Tagen fängt das an zu schimmeln (keine Angst: hat keinen Einfluss auf den Zapfbetrieb), nach längerer Zeit verfärbt sich die Kühlplatte und fängt an zu blühen (oxidieren) -> Edelstahl wäre hier optimal. Spiritus verhindert auch über längere Zeit zuverlässg Oxydation und Schimmelbildung
  • Der besagte Luftspalt zwischen Kühlplatte und Fassboben verschlechtert die Wärmelewitung (und damit die Kühlleistung) -> mit Spiritus kann man die Abkühlphase um locker 1-2 Stunden reduzieren
  • Die Biertemperatur sollte immer bei 3°C liegen. Solange diese Temperatur nicht erreicht ist lässt sich ein Bierglas nicht zufriedenstellend füllen (kommt nur Schaum rein). Bei 3°C und der richtigen Zapftechnik ist eine perfekte Glasfüllung in einem Rutsch (ca. 10 sec) kein Problem
  • Zapftechnik: neben den erforderlichen 3°C Biertemperatur hat sich folgende Zapf-Technik bewährt: Glas mit kaltem(!) Wasser ausspülen, möglichst Gläser mit weichen, runden Formen verwenden, Glas beim zapfen leicht schräg zum Bierstrahl halten (niemals Bier oder Schaum mit dem Zapfhahn in Berührung kommen lassen: Schimmelgefahr im Zapfhahn). Erläuterung: es kommt darauf an, dass das einströmende Bier möglichst störungsfrei und ohne Verwirbelung ins Glas einläuft. Jede Verwirbelung des Bierstroms erzeugt Schaum, dieser wirkt als Katalysator für weitere Schaumbildung. Je mehr man diese Schaumbildung hinauszögert, desto weniger Schaum hat man am Ende des Vorgangs. Rauhe (trockene) Glasoberflächen beschleunigen Schaumbildung, ebenso wie ein rechtwinkliger Übergang von Glaswand zu Glasboden. Zapfhahn bis zum Anschlag aufreissen (immer nur „ganz zu“ oder „ganz auf“!)
  • Die Anschaffung der „de luxe-Anlage“ (die mit der Füllstandsanzeige und der edleren Optik) ist zu emfehlen, gerade bei Party-Betrieb ist sehr schwer abzuschätzen wann ein Fass leer (werden) wird. Das erschwert die Planung der Kühlung (im Tiefkühlfach) und Fasswechsel doch um Einges, eine unterbrechungefreie Druckbetankung der Konsumenten wird hier erschwert. Noch kritischer wird es im Dauerbetrieb zu Hause (ein Fass hält – je nach Verträglichkeit- 2-7 Tage vor): wenn man nur eine Anlage hat kommt es darauf an das nächste Fass zeitlich zum richtigen Zeitpunkt runter zu kühlen und mit korrekter Zapftemperatur in die Anlage einzulegen (sofern man anschliessend sofort wieder zapfen will), das bedeutet Planung (volles Fass rechtzeitig in den Tiefkühlschrank legen -> 4h Vorlauf). Falls das Bier deutlich mehr als 4°C hat kannste das Zapfen vergessen: kommt nur Schaum ins Glas
  • Etwas Vorsicht ist geboten beim Abnehmen des Zapfhahns vom Fass: die Verriegelungsmechanik ist etwas schwach ausgelegt (bei meiner ersten Zapfanlage ist diese bereits gebrochen, funktioniert aber noch). Daher sollte man beim Entriegeln (die beiden blauen Drucktasten mittig) den Zapfhahn fest auf das Fass drücken (ebenso wie beim Aufsetzen des Zapfhahns auf das Fass) und dann erst die beiden Köpfe drücken. Diese werden dadurch mechanisch entlastet und brechen nicht.

Nachteile (die ignorier ich nichtmal):

  • Die Auswahl der Biersorten ist doch sehr eingeschränkt. In Deutschland hat man die Auswahl i. d. R. zwischen Pils (Becks, Becks Gold, Hasseröder), Alt (Diebels), Helles (Löwenbräu) und einige Hefeweize-Sorten (näheres dazu auf Wikipedia). Zum Vergleich: geschmacklich liegt das PerfectDraft-Becks zwischen Becks Gold und Becks (beides Flaschenabfüllung) und hat m.E. die selbe Qualität wie „frisch in der Kneipe gezapft“ – nach einigen Fässern Becks Gold bin ich auf Becks umgestiegen und nehme nur im Ausnahmefall Hasseröder.
  • Der Literpreis ist etwas höher als bei Flaschenbier (Becks liegt derzeit bei ca. 16 €)
  • Die Beschaffung ist nicht immer einfach: selbst ein riesengrosser Real-Markt bei mir um die Ecke hat hin und wider kein Becks mehr (manchmal nicht mal mehr Hasseröder). Im Sommer (Juli-August) sind Engpässe programmiert: hier sollte man für mehrere Wochen auf Vorrat kaufen

Nachtrag: Dieser Erfahrungsbericht wird zwangsläufig zu einem explodierendem Bedarf bei Zapfanlagen und Bierfässern führen. Ich werde mich daher mal mit den Herstellern in Verbindung setzen und Provisionen verhandeln. Das Ergebnis wird hier aber nicht veröffentlicht!

 


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