‚Strategisches‘ Energieversorger-Management
Warum das Gejammer?
Vor 2 Jahren bin ich einer Preiserhöhung von 60% durch meinen damaligen Energieversorger (Flexstrom) zum Opfer gefallen, ein Jahr später ein weiteres Mal durch die Flexstrom-Pleite.
Wie kam das? Nun, Flexstrom hat die damalige Preiserhöhung recht hinterlistig ‚kommuniziert‘: nämlich durch ein Schreiben an das Kunden-Postfach im Flexstrom-Portal. Über die neue Post bin ich nicht informiert worden und habe dadurch die Kündigungsfrist verpasst. Dumm gelaufen.
Also hab ich mir gedacht: reduzierst Du halt deinen Stromverbrauch und kompensierst dadurch die Preiserhöhung. Hat auch prima geklappt. Durch die fleissige Verbrauchserfassung und Visualisierung via IP-Symcon konnte ich das täglich in Echtzeit nachprüfen.
Blöd nur, dass 2 Monate vor Vertragsende (ja, gekündigt hatte ich diesmal rechtzeitig) der Lieferant Insolvenz anmelden musste. Wäre an sich kein Problem für mich gewesen: ich hatte monatliche Abschläge gezahlt – also keine Vorleistung. Ganz blöd war nun, dass mein Verbrauch absolut nicht mehr zum Abschlag passte und sich über die Monate ein nicht unerhebliches Guthaben über mehrere hundert Euro angesammelt hat. Ebenfalls 3 Monate vor Vertragsende hatte ich (in der Nachbetrachtung „Schwein gehabt“) die Abschlagszahlungen eingestellt, wohl wissend, dass sich reichlich Guthaben angesammelt hat. Das führte dazu, dass ich schlussendlich vom angesparten Guthaben nur etwa die Hälfte durch die Flexstrom-Insolvenz verloren habe.
Soweit die einleitenden Hintergründe zum jetzt folgenden.
Die Strategie:
- Ich zahle grundsätzlich deutlich niedrige Abschläge, als ich lt. tatsächlichem Jahresverbrauch müsste.
- Ich wechsle grundsätzlich nach dem ersten Vertragsjahr den Stromversorger
Erläuterungen
zu 1.:
Ich senke hiermit das Risiko, ein beim Versorger angespartes Guthaben zu verlieren (Flexstrom hat gezeigt, dass das geht). Wenn ich das Vertragsvolumen niedrig genug ansetze, werde ich am Ende immer nachzahlen müssen. Nun kommt es darauf an, das Vertragsvolumen möglichst so anzusetzen, dass a) im Vetragsjahr erzielte Energieeinsparungen abgedeckt werden und b) man am Ende des Vertragsjahres keinen Rettungsschirm braucht, um die Nachforderungen des Versorgers zu begleichen.
zu 2.:
Es ist deutlich einfacher, einem neuen Stromversorger zu erklären, dass man nur – sagen wir 5000kWh verbrauchen wird – obwohl man im vorangegangenen Vetragsjahr 8732kWh verbraucht hat. Der weiß das nicht (solange er nicht bei der NSA nachfragt). Weiterhin ist der Strommarkt doch erfreulich dynamisch: so gut wie jeder Stromversorger erhöht seit Jahren ständig die Preise. ABER: es drängen neue auf den Markt. Und die müssen günstiger sein. Wie sollen sie sonst an Kunden kommen? Schließlich ist der Preis das einzige Wettbewerbs-Merkmal, was man als Kunde wahrnimmt. Also such ich mir für das nächste Vetragsjahr einen neuen Versorger, bei dem ich eine Chance auf günstige Konditionen habe.
Die Hochzeit
Nun bin ich grade wieder in Wechselstimmung. Und wie der Zufall so will, habe ich ein Werkzeug, was mich dabei perfekt unterstützt: den RS Energy Forecast. Ich habe so sehr genau ermitteln können, welchen Stromverbrauch ich in den kommenden 12 Monaten haben werde. Von diesem Verbrauchs-Forecast (der übrigens täglich aktualisiert wird) ziehe ich etwa 20% ab, das ist dann das beim neuen Versorger angegebene Jahresvolumen. Somit bin ich ziemlich sicher mit dem neuen Monatsabschlag unter dem tatsächlichen Verbrauch. Punkt 1 ist damit erschlagen, Der Heiratsvertrag mit dem neuen Versorger kann abgeschlossen werden. Hier kann ich bereits Vollzug melden.
So manage ich meine persönliche Energiewende
Nun wird es spannend: durch den RS Energy Forecast habe ich -wenn ich will- sowohl den Istverbrauch als auch den zukünftig noch zu erwartenden Verbrauch live im Blick. Ich kann so zu jederzeit sehr schnell erkennen, ob irgendwas aus dem Ruder läuft. Steigt der Energieverbrauch zu stark an, kann ich ggf. innerhalb des Vertragsjahres zusätzliche Beträge an den Versorger abführen und im RS Energy Forecast mit abbilden. Oder ich schiebe die Beträge auf ein Sparkonto. Egal: ich bin so während des Vertragsjahres jederzeit im Bilde, ob und wie weit Plan und Ist auseinander driften – und kann jederzeit gegensteuern. Somit ist sicher gestellt, dass am Ende des Vertragsjahres keine böse Überraschung auf mich wartet, die einen Rettungsschirm erfordert. Und in genau einem Jahr weiß ich, wie teuer die Scheidung wird.
Und ich bin schon sehr gespannt, wie sich der Forecast im Verlauf des neuen Vertragsjahres entwickeln wird und wie weit der Gesamtverbrauch am Ende vom aktuellen Forecast (von heute) entfernt sein wird. Genau dazu hab ich vorsorglich schon mal ein weiteres Datenlogging aktiviert: das prognostizierte Vertragsvolumen wird jede Nacht in eine separate, von IP-Symcon geloggte Variable geschrieben. Und das wiederum wird – wer hätte das gedacht – via HighCharts visualisiert:
PS: Ich schließe generell keine Verträge mit Boni-Zahlungen ab. Ich halte das für eine bösartige Verarsche und Schneeballsystem. Siehe Flexstrom und Teldafax.